Unter dem Motto „Suchtberatung stärken – Gesundheit schützen“ feierte die Fachambulanz Sucht am 14. November 2024 im Rahmen des bundesweiten Aktionstages Suchtberatung – Kommunal wertvoll ihr 60-jähriges Bestehen. Mit geladenen Gästen aus Kirche und Politik kamen die Mitarbeiter*innen bei Fingerfood und alkoholfreien Cocktails ins Gespräch über die vielfältigen Aufgaben und Arbeitsfelder der Fachambulanz Sucht. Es kam zum Ausdruck, wie umfangreich der gesellschaftliche Nutzen dieser Arbeit ist. In Impulsvorträgen wird der durchschnittliche Ratsuchende vorgestellt: Männlich, 46,5 Jahre alt, deutsch, eigene Wohnung, beruflich integriert, problematischer Alkoholkonsum. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden gehen einer geregelten Arbeit nach. Statistisch hat jede*r zehnte Arbeitnehmer*in einen problematischen Umgang mit Alkohol – auch während der Arbeitszeit. Deutschland gilt als Hochkonsumland: nach Schätzung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) werden in Deutschland pro Einwohner umgerechnet jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols verbraucht. Das sind etwa 200 Liter Bier pro Kopf in einem Jahr. Auf dem Münchner Oktoberfest wurden im Jahr 2022 insgesamt 5,6 Millionen Liter Bier getrunken. Doch der Konsum hat seinen Preis: Die volkswirtschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland betragen rund 57,04 Milliarden Euro pro Jahr.
Im vergangenen Jahr wurden 450 Personen mit Sorgen und Problemen in Bezug auf Alkohol in der Fachambulanz Sucht beraten und betreut. Eine aktuelle Studie aus Bayern konnte nachweisen, dass die ambulanten Suchtberatungsstellen dazu beitragen, dass pro Person, die Hilfe in Anspruch nimmt, gesellschaftliche Kosten in Höhe von 22.691 € vermieden werden können. Außerdem steigt die Lebenszufriedenheit und -qualität der Inanspruchnehmenden, was auch das soziale Umfeld positiv beeinflusst.
Der Abend wurde außerdem genutzt, um die Anwesenden über die prekäre Finanzlage der Fachambulanz Sucht zu informieren. 60 % der entstehenden Kosten müssen derzeit aus den kirchlichen Eigenmitteln investiert werden, da die kommunalen Gelder nicht ausreichen, um den bestehenden und steigenden Bedarf zu decken. Hier besteht dringender Veränderungsbedarf, da die kirchlichen Mittel in absehbarer Zeit sinken. Die Fachambulanz Sucht ist in der Region der einzige Anbieter, der Beratungen bei Problemen mit Alkohol, Medikamenten, Glücksspiel und Medien vorhält. Beratungen werden in Kassel, Baunatal, Hofgeismar, Kaufungen und Wolfhagen angeboten.
Fachambulanz Sucht Region Kassel
Die Fachambulanz Sucht des Diakonischen Werks Region Kassel hält Angebote für Personen aus der Region Stadt und Landkreis Kassel mit einem problematischen Nutzungs-/Konsumverhalten von Alkohol, Medikamenten, Glücksspielen und Medien vor und deren Angehörige/soziales Umfeld. Wir bieten die ambulante Suchttherapie an, als erfolgreiche und bewährte Alternative zu stationären Klinikaufenthalten. In der aufsuchenden Suchthilfe und bei der Beratungsarbeit im Strafvollzug beraten wir Menschen, die auch andere Substanzen konsumieren.
Wir bieten Schulungen für Unternehmen, Betriebe und Behörden zum Thema Suchtprävention und Gesundheitsförderung an, bilden betriebliche Suchthelfende aus und bieten für Führungskräfte Beratung bei akut auffälligen Mitarbeitenden an. In Schulen führen wir Workshops insbesondere zu den Themen Medien- und Glücksspielsuchtprävention durch.